In einem kürzlich durchgeführten Experiment platzierten Wissenschaftler Miniatur-3D-Brillen auf einem Tintenfisch und zeigten ihm einige Filme. Das mag sich anhören wie etwas, das nach ein paar Drinks auf der Weihnachtsfeier der Mitarbeiter erdacht wurde, aber die beteiligten Personen hatten ein sehr klares Ziel.
Ziel des Experiments war es, herauszufinden, ob Tintenfische bei der Jagd Tiefenwahrnehmung nutzen. Frühere Experimente mit Kraken und Kalmaren hatten gezeigt, dass diese Tiere kein dreidimensionales Sehvermögen haben. Daher wollte das Team der University of Minnesota herausfinden, ob das auch für Tintenfische gilt.
Ein Tintenfisch wurde in ein Becken gesetzt, die Gläser wurden angebracht und eine Garnele wurde auf die Beckenwand projiziert. Der Tintenfisch würde dann in Angriffsposition gehen und mit seinen Tentakeln angreifen. Die Gläser helfen dabei, die Garnele dreidimensional und lebensechter erscheinen zu lassen, und der Einsatz des Projektors ermöglicht es den Wissenschaftlern, die wahrgenommene Entfernung der Garnele zu verändern.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Tintenfisch zwar mit nur einem Auge jagen konnte, aber viel schneller war, wenn er beide Augen hatte. Dies war ein klarer Hinweis darauf, dass das Tier die Tiefenwahrnehmung ähnlich wie der Mensch nutzt.
Die Nutzung der Tiefenwahrnehmung wird als Stereopsis bezeichnet. Dabei handelt es sich um die Tiefenwahrnehmung, die vom Gehirn erzeugt wird, wenn es visuelle Reize von beiden Augen gleichzeitig empfängt.
sagte Trevor Wardill, Assistenzprofessor am College of Biological Sciences der Universität.
„Die Reaktion der Tintenfische auf die Unterschiede zeigt deutlich, dass Tintenfische bei der Jagd Stereopsis einsetzen. Wenn nur ein Auge die Garnele sehen konnte, Stereopsis also nicht möglich war, brauchten die Tiere länger, um sich richtig zu positionieren“, sagte er. „Wenn beide Augen die Garnele sehen konnten, Stereopsis also eingesetzt wurde, konnten die Tintenfische beim Angriff schnellere Entscheidungen treffen. Das kann beim Fang einer Mahlzeit den entscheidenden Unterschied ausmachen.“
Bildnachweis: Trevor Wardill